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Schwerpunkt Parkinsonerkrankung

1. Neurologischer Versorgungskongress

Wie können Versorgung und Dienstleistung im Gesundheitswesen der Zukunft aussehen? Diese zentrale Frage wurde auf unserem Fach-kongress sowohl mit Vertretern der verschiedenen Professionen, als auch mit Betroffenen anhand des Krankheitsbildes Parkinson erörtert. Darüber hinaus wurden in Arbeitsgruppen Lösungsansätze entworfen.

   Kompetenzgerangel unerwünscht

Es sind drei herrliche Sommertage, an denen der erste neurologische Versorgungskongress stattfindet. Es weht ein frischer Wind. Kein eisiger, ein innovativer. Er birgt den Schwung, es anzugehen und der ist nötig. Es geht um nicht weniger, als die Zukunft im Gesundheitswesen.

Welche Erfahrungen machen die verschiedenen Berufsgruppen in ihrer täglichen Arbeit? Und wie sehen sie die Zukunft auf dem Gesundheitsmarkt? Wo sollten Schnittstellen in der Versorgung geschaffen werden, um auch zukünftig ein gutes Leistungsangebot zu gewähren?

Diese komplexen Fragen standen im Mittelpunkt unseres Fachkongresses zu dem die Katholische Arbeitnehmer Bewegung (KAB) unter Federführung der Firma Kinzel eingeladen hat. Anhand des Krankheitsbildes Parkinson tauschten sich Vertreter der verschiedensten Berufsgruppen des Gesundheitsbereiches mit Vertretern der Deutschen Parkinson Vereinigung (dPV) und der PSP Gesellschaft, sowie Betroffenen aus.

Wo harkt es in der Profession?

Mit dieser Frage eröffnete Berit Schoppen von MedEcon Ruhr die Podiumsdiskussion und den Kongress.

Um das bemerkenswerteste Ergebnis vorweg zu nehmen: Kein Teilnehmender hat davon gesprochen, dass es an finanziellen Mitteln fehlt. So stand nicht das Finanzielle, sondern der Mensch und die Berufsgruppen im Vordergrund des 1. Neurologischen Versorgungskongresses.

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Frank Weckwerth, Norbert Kinzel, Svenja Gräfe, Hannelore König

Hannelore König, vom Verband medizinischer Fachberufe, machte den Zeitfaktor als großes Problem in der Zusammenarbeit unter den Professionen aus. Sie wünscht sich mehr Kommunikation zu den anderen Berufsbereichen und verweist auf die kommende Gesundheitskarte als ein Beispiel, dies vor dem Hintergrund knapper Zeit möglich zu machen.

Anhand der Parkinsonerkrankung zeigte Dr. Alexander Rzesnitzek, Neurologe vom mvb (Ärztliche Videobegleitung für Parkinsonpatienten), auf, dass alleine in der Diagnostik acht von zehn Patienten medikamentös falsch eingestellt seien und etwa 15 Prozent eine falsche Diagnose hätten. Für ihn liegt die Problematik vor allem an der Wahrnehmung der Patienten von sich und ihren Symptomen. Frank Weckwerth (Deutscher Verband der Ergotherapeuten) ergänzte, dass Patienten sogar in akuten Situationen oftmals bis zu sechs Monate auf einen Termin bei einem Facharzt warten müssten. Dies wurde von Dr. Rzesnitzek bestätigt, der hinzufügte, dass dann häufig falsche Therapien verordnet werden.

Da die einzelnen Erkrankungen immer komplexer in ihrer Therapie werden, wies Dagmar Karrasch vom dbl (Deutscher Bundesverband für Logopädie) auf die Verbesserung und Spezialisierung der Berufsgruppen hin. Gleichzeitig müssten die einzelnen Professionen als Bedarf anerkannt werden, was unter anderem durch einen verbesserten Austausch der Professionen aber auch in der Vergütung erfolgen müsste.

Hannelore König brachte es auf dem Punkt: Um eine effektive Versorgung zu gewährleisten, gehöre zum Austausch der verschiedenen Professionen auch die Einbeziehung der Patientenverbände und der Selbsthilfegruppen – ohne jegliches Kompetenzgerangel.

In den folgenden Arbeitsgruppen kam der Geist der Zusammenarbeit zum Tragen. Hier schilderten die Vertreter und Vertreterinnen der Professionen, sowie der dPV und der PSP-Gesellschaft ihre Probleme und Wünsche. In der Reflexion stellte man sodann fest, man verfolge die gleichen Ziele und Interessen.

An den folgenden Tagen wurde Wissen gebündelt und Schnittmengen beleuchtet. Mit dem Ergebnis: Der Patienten sollte verstärkt in die Eigenverantwortung gebracht werden, wie es auch der Gesetzgeber vorgesehen hat.
Als wesentliches Element hat sich rauskristallisiert, dass der Patient oder die Patientin mit dem Arzt Therapievereinbarungen treffen muss. Doch um Therapieziele mit dem jeweiligen Arzt vereinbaren zu können, sollte der Patient in der Lage sein, seine Erkrankung und dessen Symptome zu benennen und zu beschreiben.

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Eine Checkliste der Parkinson Symptome

Hierzu wurde mit allen Teilnehmenden des Versorgungskongress, vor allem auch der Betroffenen, eine Liste der für Parkinson relevanten Symptome erarbeitet. Diese sollte von dem Erkrankten vierteljährlich vor dem anstehenden Arzttermin am besten mit dem Angehörigen durchgegangen werden, um sie dann beim Arzt- und Therapiebesuch vorlegen zu können.

Doch was kann als Kommunikationsinstrument dienen und dem Arzt eine verbesserte Diagnostik ermöglichen?

Sind es Bewegungsprotokolle wie Frank Weckwerth sie seinen Patienten quasi als Feedback der Therapie an die Hand gibt, die aber letztlich, wie er meint, keine wirklichen Auswirkungen beim Arzt haben? Eine andere Möglichkeit sind Parkinson Fachzentren. Die Alexander Rzesnitzek vor dem Hintergrund ins Spiel brachte, dass Parkinson allmählich eine echte Wissenschaft geworden ist und der niedergelassene Arzt oftmals mit den Patienteninformationen nichts anfangen kann.

Bei all den Überlegungen und Vorschlägen zur Verbesserung der Versorgungsstrukturen wurde auf die bereits vorhandenen Instrumente verwiesen. Die allerdings müssten Patienten konform aufbereitet werden, waren sich alle Teilnehmenden einig. So müssten die interdisziplinären Leitlinien zur Früherkennung, Diagnose und Therapie der Parkinsonerkrankung für Patienten „runtergebrochen“ werden, damit sie allgemein verständlich werden.

Auch die Koordination der Versorgung fußt im Klinikbereich seit Längerem auf der Internationalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (International Classification of Functioning, Disability and Health, ICF). Es wäre wünschenswert so die Quintessenz, dass alle Heilberufe ICF basiert arbeiteten. Allerdings muss die Koordination der Versorgung zusammengeführt werden. Das heißt, um die Zielevereinbarungen umsetzen zu können, bedarf es neuer Strukturen. Und die müssen bereits bei der Ausbildung und im Studium geschaffen werden. Sämtliche Disziplinen müssen daran beteiligt sein. Grundvoraussetzung ist allerdings, die Bereitschaft der Protagonisten im Sinne der ICF zu denken und zu arbeiten.

Ein kurzweiliges, aber sehr aufschlussreiches Beispiel von ICF geführter Therapievereinbarung, gab Guido Weiermann, Logopäde und PSP Vorstandsmitglied, anhand eines Rollenspiels am dritten Kongresstag.

Vier wesentliche Faktoren

Die vier wesentlichen Punkte, die an den drei Tagen herausgearbeitet wurden, waren:

  1. Die Leitlinien zur Parkinsonerkrankung.
  2. Eine Checkliste der für Parkinson relevanten Symptome.
  3. Das Arbeiten nach ICF, das Wichtigste zusammengefasst. Was ergibt sich daraus?
  4. Zielvereinbarung aller an der Therapie beteiligten Personen, insbesondere des Patienten.

Darüber hinaus wurden die Wünsche und Ziele der verschiedensten Professionen unter Berücksichtigung der Patientensicht definiert. So ergab sich in der Reflektion, dass der Patient bzw. die Patientin im Mittelpunkt steht oder gar der Koordinator des ganzen Behandlungsmodells ist.

Ein Fachkongress der es in sich hat!

Als Resümee ist festzuhalten, dass weitere Veranstaltungen folgen müssen. Schon um die Therapieziele mit dem Arzt beschließen zu können, sollten die Leitlinien für den Patienten in Kurzform gebracht und ihm bekannt gemacht werden. Aber auch regelmäßige Treffen zum Fachaustausch der verschiedenen Professionen, beispielsweise zur Erarbeitung eines Therapieheftes für den Arzt, Patienten und Therapeuten wären wünschenswert. Mit anderen Worten, der Bedarf ist groß und es werden zwar die ersten Tage eines Neurologischen Versorgungskongresses gewesen sein, nicht aber die Letzten.

Abschließend bleibt festzuhalten, dass man diese Erkenntnisse und diese erarbeiteten Materialien auf sämtliche neurologischen Erkrankung übertragen kann.

Die am 1. Neurologischen Versorgungskongress mitwirkenden Verbände:

• Hannelore König,          Verband medizinischer Fachberufe e.V.

• Wilfried Hofmann,         Physiotherapieverband e.V. (VDB)

• Frank Weckwerth,         Deutscher Verband der Ergotherapeuten e. V.

• Dagmar Karrasch,         Deutscher Bundesverband für Logopädie e.V. (dbl)

• Alexander Rzesnitzek,  Ärztl. Videobegleitung für Parkinsonpatienten (mvb)

• Berit Schoppen,            MedEcon Ruhr GmbH

• Martin Weimer,             Katholische Arbeitnehmer Bewegung (KAB )


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Veranstaltungsort: Heimvolkshochschule
Heinrich-Lübke-Haus, Zur Hude 9, 59519 Möhnesee

Haben Sie Fragen zum Neurologischer Versorgungskongress Parkinson?
Dann nehmen Sie Kontakt mit uns auf:
Norbert  schriftzug-des-firmennamens-kinzel  – Beratungsunternehmen im Gesundheitswesen.


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